#8 Fortune Cookie: Brauchen wir eigentlich eine Belohnung für unseren Einsatz?

Shownotes

In dieser Folge von Change Poetry knacken Susanne und Arne zwei Glückskekse. Aber erst der zweite löst bei ihnen eine echte Reaktion aus:

"Dein Einsatz wird in Kürze belohnt werden.”

Gesprächsinhalte:

  • Zweiter Keks startet bei 2:50
  • Klingt einfach erstmal nett!
  • Angenehm: Mein Einsatz wird gesehen, sonst kann er nicht belohnt werden
  • Jeder leistet irgendwas und hofft, dass es sich lohnt. So eine Nachricht von außen tut gut.
  • Was innerlich anspringt: Positive Rückmeldung, dass das, was ich tue, seinen Platz in der Welt finde wird
  • Was ist die Belohnung?
  • Problem mit diesem Satz: Es schwingt mit um-zu. Ich tue das nur, um in der Zukunft etwas zu erreichen. Das Gegenteil von absichtslosem Tun, das so toll ist, dass es schon darum geht und nicht um eine Belohnung
  • Auch Problem: Die Belohnung kommt vom System, in das man hineingibt.
  • Schöner wäre: Ich sähe etwas, das zu einer Frucht führt, über die ich mich freue. Aber das wächst für sich und ich habe es gar nicht mehr in der Hand
  • Cookie-Sätze sind offen formuliert, die Interpretation ist frei; dieser Satz kann für einen persönlich ein Hinweis sein; es ist nur ein Bild, das aber eine Hoffnung nähren kann
  • Die Gewissheit dieses Satzes, dass es in Kürze passiert, ist angenehm
  • Die Aussage lässt sich wahrscheinlich anders und besser formulieren Glückskekse bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gl%C3%BCckskeks

Transkript anzeigen

00:00:00: "Wir erkunden hier Fundstücke aus Gedichten, Filmen und Musik."

00:00:16: "Wenn Worte uns in Bewegung bringen, kann das der erste Impuls für Veränderung sein."

00:00:21: "Hallo Arne, heute haben wir einen Glücks-Cake-Tag."

00:00:33: "Ja, wir haben beide kein Zitat mit, sondern lassen uns gemeinsam überraschen."

00:00:37: "Ich finde das richtig gut, weil mir tatsächlich für heute kein Zitat über den Weg gelaufen

00:00:43: ist, wo ich dachte, das passt.

00:00:45: Und jetzt finde ich es besonders schön, dass wir uns beide einfach überraschen lassen."

00:00:48: "Du hast dieses große Glas mit Glücks-Käksen, hast schon einen rausgefischt und jetzt musst

00:00:53: du ihn nur noch knacken.

00:00:54: Ich bin echt gespannt."

00:00:55: "Ist da Moment gekommen?"

00:00:56: "Ja."

00:00:57: "Okay, danke."

00:00:58: "Yes, okay."

00:01:00: "Ich zitiere..."

00:01:03: "Oh, Italienisch, ähm, Holländisch."

00:01:08: "Okay, dich erwartet eine Beförderung und Glück in der Liebe."

00:01:15: "Okay."

00:01:22: "Weißt du, was ich hier an gerade richtig witzig finde?

00:01:27: Das Wort Beförderung, das finde ich ganz schlimm.

00:01:30: Also Beförderung, da ist für mich so was drin.

00:01:34: Jemand bewertet mich, jemand urteilt über mich und gibt mir dann noch ein Keks.

00:01:41: Und das bringt mich in Bewegung aber eher in so eine Art Antibewegung."

00:01:46: "Ich finde es auch so witzig, dass dieses Wort in so einem Glücks-Keks drin ist, muss

00:01:54: ich sagen.

00:01:55: Das ist für mich dieses Wort so was von 80er-Jahre-Konzernkarriere, Beförderung.

00:02:00: Und dann noch einen Zusammenhang mit, was ist das andere?

00:02:03: Auch noch Glück in der Liebe?"

00:02:04: "Ja, wobei ich gerade in der englischen Variante 'You are going to be promoted'

00:02:08: sehe, dass da das Glück in der Liebe weggelassen ist."

00:02:11: "Italienisch ist es drin."

00:02:13: "Okay, das ist für mich irgendwie leider überhaupt nicht hilfreich.

00:02:22: Wie geht's dir?"

00:02:24: "Der Keks ist so, als müsste jemand kurz für Feierabend schnell noch ein Glücks-Keks

00:02:32: geschrieben haben und…"

00:02:34: "Okay, lieber Anne, dieser Keks bringt uns beide nicht in Bewegung, ist das richtig?"

00:02:39: "Ich bin mich null."

00:02:41: "Okay, dann würde ich sagen, ich versuche nochmal einen.

00:02:44: Hier habe ich wieder einen geöffnet.

00:02:46: Mach den jetzt mal auf.

00:02:48: Oh, hier ist auch Chinesisch mit dran.

00:02:52: Das ist ja interessant.

00:02:55: "Dein Einsatz wird in Kürze belohnt werden."

00:03:00: "Ja, schon besser."

00:03:05: "Hey, das ist witzig.

00:03:10: Hier ist ja auch jemand, der von außen bewertet und belohnt.

00:03:15: Aber für mich ist es anders als diese Beförderung.

00:03:19: Die finde ich besonders schwierig.

00:03:21: Die würde ich gar nicht daran denken.

00:03:24: Beförderungsmittel, das sind doch eigentlich so was wie U-Bahn oder so, aber egal.

00:03:30: Dein Einsatz wird in Kürze belohnt werden."

00:03:34: "Das klingt einfach erst mal nett."

00:03:37: "Witzigerweise, ich meine, es ist ein Fortschung-Cookie, aber so ein kleines bisschen steckt da für

00:03:46: mich drin, dass mein Einsatz gesehen wird, weil das muss er ja werden, damit er belohnt

00:03:53: werden kann.

00:03:54: Und da passiert was, wo ich merke, das erreicht eine kleine Stelle, die finde ich interessant.

00:04:02: Also weil es eigentlich eine Sehnsucht von mir berührt.

00:04:05: Ich möchte ja gerne gesehen werden in dem, was ich tue.

00:04:08: Und der Einsatz ist ja erst mal, sagen wir, freiwillig und es ist unbekannt, ob da überhaupt

00:04:18: auf fruchtbaren Boden fällt.

00:04:23: Und da ist so eine kleine, sagen wir mal, Hoffnung oder wenn ich gesagt kriege von einer

00:04:32: außenstehenden Instanz, zum Beispiel diesem Fortschung-Cookie, dass es zu der Belohnung

00:04:38: kommt, dann merke ich, wenn ich daran denke, ist das etwas sehr schönes."

00:04:43: "Absolut.

00:04:44: Jeder leistet eigentlich gerade irgendwas und hofft, dass es zu etwas führt.

00:04:51: Und eine Nachricht von außen, die da sagt, ey, du bist auf dem Weg und es lohnt sich.

00:04:58: Deine Leistung wird belohnt werden, ich muss nur kurz auf den Wortlaut schauen.

00:05:04: Dein Einsatz wird in Kürze belohnt werden."

00:05:07: "In Kürze sogar."

00:05:11: "Das fühlt sich auf jeden Fall erst mal gut an."

00:05:13: "Das ist in Kürze, das ist absehbar, ey, dann gibt es hier die Belohnung."

00:05:18: "Und weißt du, was ich gerade richtig spannend finde, weil der Satz ist ja recht simpel.

00:05:26: Und man könnte so als erstes denken, genau, du hast was gemacht und dann kriegst du Geld

00:05:31: dafür.

00:05:32: Und für mich ist dieses, also was für mich drinsteckt oder innerlich anspringt, ist eben

00:05:38: nicht finanziell, erordne ich irgendwie nicht finanziell ein, sondern einmal mit einer Art

00:05:53: positiven Rückmeldung, dass das, was ich tue, seinen Platz in der Welt finden wird.

00:05:57: Und die Belohnung, das wissen wir aber noch nicht.

00:06:01: keine Belohnung. Die Belohnung ist irgendwie so etwas wie, dass es weiter wachsen kann.

00:06:10: Oder dass dort, dass da etwas entsteht, was relevant ist und wächst. Das ist immer noch

00:06:20: nicht richtig Belohnung. Was ist für dich Belohnung?

00:06:23: Ja, also ich habe auch ein Problem mit dieser Belohnung und diesem Satz, denn es trägt in

00:06:31: sich. Es schwingt da für mich mit, man tut etwas umzu. Also ich mache das gerade eigentlich,

00:06:36: ich mache es gerade nur, um da in der Zukunft etwas zu erreichen und das ist mein eigentliches

00:06:42: Thema. Da möchte ich hin, nur deswegen mache ich das gerade. Da gibt es dann die Belohnung.

00:06:48: Braves Kind, wenn du das machst, kriegst du deinen Lolli, die Belohnung. Und natürlich

00:06:54: ist es, weiß ich nicht ob das Gegenteil, aber zumindest transportiert das nicht das Thema

00:07:00: absichtsloses Tun, wo du etwas tust, das Tuns willen, weil das schon so toll ist. Das ist

00:07:09: ein großes Ziel. Man kann nicht immer alles tun und schon das tun ist so toll, dass man

00:07:15: damit mega glücklich ist. Natürlich gibt es hier und da Dinge, die man tut umzu. Aber

00:07:20: ich laufe da irgendwie gegen, wenn ich diesen Satz höre, dass da eine Belohnung wartet

00:07:25: und erst dann wird alles gut. Ja, wer weiß so was ich daraus höre auch mit diesem Lolli-Thema,

00:07:32: dass es ein gegebenes System ist, was du kennst und du gibst einen Satz rein in das System

00:07:39: und hoffst darauf, dass das System das für wertvoll anerkennt und dann kommt die Belohnung

00:07:45: und der Lolli oder die entsprechende Prämie oder sowas. Und das ist etwas, wenn ich das

00:07:55: höre oder wenn ich das so da drin wahrnehme, dann merke ich, wie das auch bei mir überhaupt

00:08:00: nicht in Resonanz geht, sondern das, was ich jetzt spannend finde, ist eher sowas wie so

00:08:06: eine Haltung des Sählens. Also ich sehe etwas aus, ich habe einen Samenkorn, den sehe ich

00:08:13: aus und ich tue alles dafür, dass er wachsen kann. Aber ich kann auch nicht mehr tun, als

00:08:19: die Konditionen schaffen, in dem er wachsen könnte. Dann brauche ich noch das richtige

00:08:26: Wetterregen, genug Sonne und wenn es dann dazu kommt, dass aus diesem Samenkorn etwas

00:08:33: erwächst, was dann ich ja nur noch so aus der Ferne begleiten kann. Ich kann ja nur noch

00:08:37: ein bisschen vielleicht gießen oder so. Und dann kommt ein Jahr später eine Frucht oder

00:08:44: eine Blüte, dann fühlt sich das auch wie eine Belohnung an, aber eine ganz andere Form

00:08:49: von Belohnung. Also nicht diese aus dem System ausgeworfen hierarchische Belohnung, sondern

00:08:58: es ist eine Art Arbeiten, Einsatz gewesen und die Belohnung ist, dass da etwas wächst

00:09:05: und aufblüht. Das finde ich wahnsinnig schön. Gute andere Erzählform, gute Beschreibung

00:09:13: dessen, wie so etwas sein kann, jenseits von klassischem Belohnungssystem. Ja.

00:09:19: Naja, ich meine, was ja interessant ist, diese Sätze, die wir hier lesen, die sind ja offen

00:09:26: formuliert. Also das System, also das Wie es gemeint ist ja wirklich die eigene Interpretation.

00:09:34: Also in meinem Leben würde ich sagen, wenn der Einsatz, den ich im Moment mache, so

00:09:43: den ich den, da wo ich mich einsetze, wenn das dazu führt, dass irgendwo tatsächlich

00:09:50: etwas entsteht, wächst, ob das jetzt, also was auch immer das ist, ist jetzt gerade eigentlich

00:09:54: egal, dann bin ich sehr glücklich. Und wenn ich so ein Satz sehe, dann denke ich, ach,

00:10:03: vielleicht will mir da eine Stimme von außen sagen, dass tatsächlich etwas irgendwo in

00:10:08: Resonanz geht und was beginnt zu wachsen. Und eigentlich ist das ja alles nur ein,

00:10:17: ist ja nur ein Bild, das ist ja nur ein Satz, aber damit könnte so etwas wie eine kleine

00:10:26: Hoffnung genährt werden, was vielleicht auch schön ist und mich trägt, in dem Weg, den

00:10:32: ich ja noch gehe und immer Einsatz zeige, ohne zu wissen, was da raus entsteht. Ist

00:10:40: witzig oder? Ich meine, es ist einfach nur so ein Fortschrank Kucki.

00:10:44: Die Gewissheit dieses Satzes, dass es auch in Kürze passieren wird, ist natürlich irgendwie

00:10:51: unheimlich angenehm. Eine Belohnung wartet. Ich würde es trotzdem anders formulieren,

00:11:01: wenn der Keks es gut meint, ich würde es wahrscheinlich anders formulieren.

00:11:04: Wir können selber mal Fortschrank Kuckis rausbringen.

00:11:08: Coaching Cookies. Also, ja, also mir geht es so, dieser Satz hat kurz eine Runde in mir

00:11:18: gedreht und ich, er hat mich kurz beflügelt zu dem, wie wir gesprochen haben und jetzt

00:11:24: merke ich jetzt, jetzt ist es auch vorbei, mehr muss ich über den Satz nicht reden.

00:11:29: Wie geht es dir? Genauso. Okay.

00:11:36: Wieder ein Rätsel gelöst, ein Keks geknackt. Will den jetzt essen.

00:11:43: Super, du fällst ihn. Wir haben ja zwei hier. Okay, vielen Dank fürs Zuhören.

00:11:50: Bis zum nächsten Kucki. Bis bald. Tschüss.

00:11:53: [Musik]

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