#28 Joseph von Eichendorff: Wie Du Deine Welt zum Singen bringst! (Gastfolge mit Prof. Dr. Michael Müller)

Shownotes

In dieser Folge überrascht uns der Organisationsentwickler und Coach Prof. Dr. Michael Müller mit einem Zitat des romantischen Dichters Joseph von Eichendorff, geschrieben ca. 1835. Wir ergründen gemeinsam, was es mit dem darin beschriebenen “Lied” und “Zauberwort” auf sich haben könnte: Ist es möglich, dass ein einziges Wort (oder ein Satz) uns so inspiriert, dass sich für uns eine ganz neue Welt der Möglichkeiten öffnet? Können Worte uns vielleicht nicht nur in Bewegung bringen, sondern - einem Zauber gleich - uns in einen veränderten Zustand mit unendlich viel mehr Möglichkeiten versetzen? Ein spannendes Thema, das Michael auch in seinem neuen Buch “In Aktanz gehen. Wie man hinderliche Geschichten loswird” (mit Christine Erlach, Carl-Auer Verlag) detailliert beschreibt. Wir erfahren zudem, wie er in jüngster Zeit eine krisenhafte Situation durch ein solches “Wort”, ein neues Narrativ, in eine positive Entwicklung wandeln konnte - und lernen die wesentlichen Gedanken hinter der narrativen Organisationsentwicklung kennen.

Über CHANGE POETRY: Susanne Backer und Arne Bremer überraschen sich wechselseitig mit Fundstücken aus Gedichten, Reden, Filmen und Musik. Sie testen, was passiert, wenn man diese Worte zum ersten Mal hört. Bringen sie uns in Bewegung? Ein Spaß für alle, die auf spannende Zitate stehen und Inspiration für Lebens- und Changethemen suchen.

Du hast ein tolles Zitat oder eine Anmerkung? Schreib an post@change-poetry.de.

In dieser Folge von Change Poetry bringt der systemische Organisationsentwickler Prof. Dr. Michael Müller ein Zitat des Dichters Joseph von Eichendorff (1788-1857) mit:

“Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort.”

Gesprächsinhalte:

  • Das Zitat bei 9:44
  • Michael ist systemischer Berater, Coach und Organisationsentwickler. Außerdem Mitgründer des Instituts für angewandte Narrationsforschung der Hochschule der Medien Stuttgart. Bis vor einem halben Jahr war er Professor für Medienanalyse und Medienkonzeption. Gemeinsam mit Christine Erlach steht er für narrative Organisationsentwicklung.
  • Das fußt auf seinem Studium der Literaturwissenschaft. So entwickelte er den Ansatz, mit den Geschichten und Erfahrungen zu arbeiten, die sich die Leute in Unternehmen erzählen.
  • Neues Buch: “In Aktanz gehen. Wie man hinderliche Geschichten loswird” (Carl-Auer Verlag).
  • Wesentliches Element im narrativen Ansatz: Storylistening. Es geht immer um die Erfahrungen, die die Menschen in Organisationen machen. Change-Geschichten müssen in Resonanz mit diesen Erlebnissen entwickelt werden.
  • Das Zitat stammt von Joseph Eichendorff, Dichter der Romantik, ca. 1835 geschrieben.
  • Das kurze Gedicht stand plötzlich im Raum, als er mit Christine das Buch in Spaziergängen erarbeitete. Es ist in ihrem neuen Buch über Aktanz vorne etwas versteckt zu finden.
  • Stille, die über allem hängt und in allem ist, ist sehr verheißungsvoll. Wie das Universum in jedem Sandkorn steckt. Es will aber inspiriert werden, sich zu zeigen. Alles schwingt.
  • Das Gute ist in allem, die Magie kommt über das Zauberwort raus. Es braucht die Berührtheit, um es herauszubringen.
  • Die Romantiker waren Michaels erste große Liebe in der Literatur. Romantik hat mit dem Kitsch von heute nichts zu tun, sondern es geht um den Bezug zur Welt, der nicht nur rational ist, sondern dazu noch diese schlafenden Lieder wecken sollte.
  • In Aktanz gehen: Es geht vor allem darum, mehr Leichtigkeit zu finden. Hinderliche Glaubenssätze loszuwerden. Das beschreibt das Gedicht auch, wenn das Leben leicht wird, weil die Lieder freigelegt werden.
  • Aber auch ein leerer Raum ist wertvoll, braucht es wirklich ein Zauberwort Die Lieder schlafen in uns. Zauberwort kann auch offen-sein bedeuten, Zuhören, Resonanz.
  • Zauberwort ist auch Alltagssprache - hier aber als Dosenöffner gemeint.
  • Er, Michael, macht eigentlich genau das, was in dem Gedicht beschrieben wird: Die Lieder erwecken, die in den Menschen/Organisationen verborgen sind. Das Zauberwort ist dann: “Erzähl doch mal…” - die Ebene unter den täglichen Prozessen.
  • “Was noch”: Ausdruck, um den tieferen Ebenen Raum zu geben, wie in Empathy Walks. Ähnlich: “Und dann?”
  • Zauberwort wird aber auch von den Leuten selbst gefunden und entwickelt, nicht vorgegeben.
  • Einladung zu erzählen ist ungewohnt für Menschen.
  • Das Zauberwort kann aber auch ganz direkt ein Wort sein, das in Coachings und Gesprächen fällt und einen Punkt trifft, ein schlafendes Lied weckt.
  • Es steckt eine große Sehnsucht dahinter, das Leben freizusetzen und in die Bewegung zu kommen.
  • Zauberwort für Michael beim Übergang von der Professur in den Ruhestand war: Ich gehe nicht in den Ruhestand, sondern ich zurück in die Selbstständigkeit. Ist ihm beim Joggen im Wald “gekommen”.
  • Nebelfänger: Wie kann ich mich bereit machen, so in Resonanz mit meiner Umwelt zu gehen, dass ich Ideen aus der Luft greifen kann (wie beim eigentlichen Prinzip der Wassergewinnung aus der Luft).
  • Die Welt hebt an zu singen: Vielfalt, Farbe, statt alles eng zu machen, wie es politisch auch gerade viel passiert.
  • Michaels Beispiel mit dem Ruhestand ist ein gelungenes Reframing. Reframings sind immer die Veränderung von Glaubenssätzen. So haben wir immer die Wahl, wie wir etwas erzählen. Als Katastrophe oder als Chance.
  • Und das nächste Tor nach der Rückkehr in die Selbstständigkeit kann auch noch kommen, wie weit spannt man die Möglichkeiten auf.
  • Wege statt Ziele: Was passiert unterwegs, ich muss ja nirgends ankommen. Zauberübergange können auf dem Weg passieren, einfach auf den Weg machen.
  • Begriff der Experimente: Ausprobieren, was erfolgreich sein könnte, spielerisch, leicht, darf schief gehen. Voran tasten.
  • Zitate in Michaels Arbeit kommen immer von den Leuten selbst - wobei er den Einsatz von so einem (Fremd-)Zitat mal ausprobieren könnte.
  • Das Zitat ist geronnene Erfahrung und hat eine narrative Struktur.
  • Hier wird eigentlich in vier Zeilen ausgedrückt, was in einem ganzen Buch steht. Ist eigentlich die Zusammenfassung von allem, was Michael und Christine machen.
  • Die Dinge sind nicht immer nur neu, sondern man kann sich auch aus Erfahrungen immer wieder neu inspirieren lassen.
  • Kennenlernen von Arne und Michael war Resonanz, Neugier auf die Geschichten des anderen.
  • Gedicht wird weiter wirken, hat Tragweite und ist meisterlich getextet.
  • Eichendorff hat lange daran gefeilt.
  • Ist das Zauberwort wirklich ein Wort oder eher Resonanz? Mehr Raum dem Zwischenraum geben. Es kommt etwas wieder und zeigt sich neu.
  • Gedicht kann einen auch unter Druck setzen, das Zauberwort zu finden. Das kann aber nicht erzwungen werden. Es ist ein Weg, ein Prozess.
  • Vielleicht merkt man es auch erst hinterher, dass man das Zauberwort gefunden hat. Absichtslos auf den Weg machen. Mit leeren Herzen und leerem Kopf, dann findet man das Zauberwort.
  • Verweis auf Folge #4, Picasso: “Ich suche nicht - ich finde”.

Joseph von Eichendorff bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Eichendorff

Michael Müller: www.muellerundkurfer.de

Storytelling und narrative Methoden für Organisationen und Coaching von Michael Müller und Christine Ehrlach: www.narratives-management.de

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