#22 Henry David Thoreau: Feierst du den Beat der anderen – oder strengt er dich an?

Shownotes

Wenn wir gemeinsam etwas bewirken wollen, versuchen wir oft, das durch Angleichung aneinander zu erreichen. Wir schauen drauf, dass alle möglichst gleichmäßig arbeiten und keiner "quer schlägt" - damit wir effizient ans Ziel kommen… denken wir. Doch das kann manchmal sehr anstrengend sein, denn wir wenden Kraft auf, um uns irgendwie zu verbiegen. Und leider funktioniert das häufig nicht, weil wir Menschen nun einmal sehr unterschiedlich sind. Und alle haben ihren eigenen Beat. Das Zitat nach Henry David Thoreau in dieser Folge thematisiert genau das - und hilft dabei, die Unterschiedlichkeit von Menschen wahr- und anzunehmen. Was wiederum die Grundlage für Vielfalt und das Ausschöpfen von Potentialen ist. Befreiende Worte für jede Debatte über das Anderssein und über Ausgrenzung. Und weitergedacht, eine Chance für kreative Entwicklungsprozesse. Hol Dir in dieser Folge New Work, Diversity und Konstruktivismus aus dem Jahre 1854!

Über CHANGE POETRY: Susanne Backer und Arne Bremer überraschen sich wechselseitig mit Fundstücken aus Gedichten, Reden, Filmen und Musik. Sie testen, was passiert, wenn man diese Worte zum ersten Mal hört. Bringen sie uns in Bewegung? Ein Spaß für alle, die auf spannende Zitate stehen und Inspiration für Lebens- und Changethemen suchen. Du hast ein tolles Zitat oder eine Anmerkung? Schreib an post@change-poetry.de.

In dieser Folge von Change Poetry bringt Arne ein Zitat nach dem amerikanischen Fabrikanten, Schriftsteller und Philosophen Henry David Thoreau (1817-1862) aus dem 19. Jhd. mit, das er etwas modernisiert und “entmilitarisiert” hat:

“Wenn ein Mensch nicht Schritt mit den anderen hält, dann vielleicht deshalb, weil er einen anderen Trommler hört. Lasst ihn zu der Musik gehen, die er hört, in welchem Takt und wie fern sie auch sei.”

Das Originalzitat lautet: „Wozu diese verzweifelte Jagd nach Erfolg, noch dazu in so waghalsigen Unternehmungen? Wenn ein Mann nicht (Gleich-) Schritt mit seinen Kameraden hält, dann vielleicht deshalb, weil er einen anderen Trommler hört. Lasst ihn zu der Musik marschieren, die er hört, in welchem Takt und wie fern sie auch sei. Es ist nicht wichtig, dass ein Mensch so schnell reift wie ein Apfelbaum oder eine Eiche. Soll er denn seinen Frühling zum Sommer machen?“

Gesprächsinhalte:

  • Angepasstes Zitat bei 02:27
  • Originalzitat bei 03:55
  • Das Zitat stammt aus Thoreaus berühmtem Buch “Walden oder das Leben in den Wäldern”, geschrieben im Jahr 1854, unter Aussteigern bis heute ein Kultbuch.
  • Für Arne dockt das Zitat an die Folge Nr. 17 an, “Gloria Gaynor”, in der es um den Song “I am what I am” mit diesem Zitat ging: "I bang my own drum. Some think it's noise, I think it′s pretty!" Der eigene Sound, die eigene Trommel steht für das, was uns selbst ausmacht und was wir nach außen tragen.
  • Das Thoreau-Zitat ergänzt dies mit dem Blick auf die Trommel der anderen. Susanne nimmt besonders den Flow des Rhythmus´ wahr, den wir schon in Folge 19 besprochen haben, in der es um die Magie der kleinen Schritte geht.
  • Im Machen geht es um eine Art meditativen Flow, bei dem es nicht um jeden einzelnen Schritt, sondern um das gesamte Fließen der Bewegung geht, die uns ausmacht.
  • Spannende, achtsame Haltung: Die Wahrnehmung, dass es ganz unterschiedliche Rhythmen gibt.
  • Der Hinweis auf die eigene Trommel in uns und den eigenen Beat ist großartig.
  • Susanne findet Thoreau absolut anschlussfähig mit New Work und der agilen Arbeitsweise. Weg vom Gleichschritt, hin zur Eigenverantwortung und dem eigenen Arbeitstempo. Die New Work Bewegung wurde begründet durch den Philosophen Frithjof Bergmann, der in den 1970er Jahren in den USA jungen Menschen aus der Perspektivlosigkeit half, indem er sie ihre ganz eigene, innere Stimme finden ließ und sie unterstützte, eigene Projekte zu verfolgen.
  • Die Vorstellung, dass jeder nach seinem eigenen Rhythmus arbeiten kann, ist ein New-Work-Gedanke, ausgedrückt etwa durch “Talent vor Titel”.
  • Wenn jeder nach seinem Beat arbeiten kann, wird er das Beste hervorbringen. Eintakten von allen gleichmäßig ist old school.
  • Hoffnungsschimmer, dass es schon immer Menschen gab, die das wahrgenommen haben.
  • Dafür braucht man das unvoreingenommene Interesse daran, wie der Beat von anderen Menschen klingt.
  • Zuhören ist nach Otto Scharmer (Theory U, MIT) Voraussetzung für Leadership.
  • Das Interesse am Beat des anderen und die unbewertete Anerkennung seiner Wirklichkeitskonstruktion ist ein wesentlicher Bestandteil von Konstruktivismus und Systemtheorie.
  • Wo gibt es Resonanzräume, wo die Beats von Menschen sich ergänzen und etwas Größeres ergeben.
  • Zitat spricht gegen Rassismus und Ausgrenzung. Die Schönheit ergibt sich durch Unterschiedlichkeit.
  • Zitat hat eine weite, öffnende Geste, fast mahnend. Lasst jeden so spielen, wie er möchte.
  • Bogen zu Gloria Gaynor ist sehr spannend, besonders weil er den Blick noch einmal ausweitet auf “die anderen”.
  • Zitat kann einen in gute Laune versetzen und dazu motivieren, neugierig rauszugehen, um den Groove von anderen Menschen kennenzulernen.

Henry David Thoreau bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_David_Thoreau

Das Buch "Walden" bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Walden

Frithjof Bergmann und New Work bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Frithjof_Bergmann

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