#13 Dune (Film): Tschüß Problemlösungsmodus - willkommen auf der Reise im Lebensstrom!
Shownotes
Meistens sehen wir das Leben doch als riesengroße Aufgabe an. Wir müssen planen, machen, ackern, um irgendwann hoffentlich irgendwo anzukommen - und vielleicht wartet dann da ja so eine Art Antwort darauf, was das alles soll. Ein Zitat aus dem Science-Fiction-Blockbuster “Dune” aus 2021 bietet eine andere Perspektive an: Es gibt in diesem Leben gar nicht die Aufgabe, ein Rätsel oder Problem zu lösen. Es gibt vielmehr die Möglichkeit, das Leben zu erfahren und im Strom des Lebens zu erleben - spring rein und schau, was alles auf Dich wartet…
Über CHANGE POETRY: Susanne Backer und Arne Bremer überraschen sich wechselseitig mit Fundstücken aus Gedichten, Reden, Filmen und Musik. Sie testen, was passiert, wenn man diese Worte zum ersten Mal hört. Bringen sie uns in Bewegung? Ein Spaß für alle, die auf spannende Zitate stehen und Inspiration für Lebens- und Changethemen suchen. Du hast ein tolles Zitat oder eine Anmerkung? Schreib an post@change-poetry.de.
In dieser Folge von Change Poetry bringt Arne ein Zitat aus dem US-Kinoblockbuster “Dune” von 2021 mit:
“Das Rätsel des Lebens ist kein Problem, das es lösen gilt. Sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt. Ein Vorgang, der nicht zu verstehen ist, wenn man ihn unterbricht. Wir müssen uns mit dem Strom des Vorgangs bewegen. Wir müssen in ihn eintreten. Wir müssen ihm folgen.”
Gesprächsinhalte:
Zitat bei 02:05
- Für Arne steckt in dem Zitat als Erstimpuls Entspannung, Erleichterung.
- Offenbar gibt es zunächst ein Rätsel des Lebens. Das ist aber kein Problem, dass es zu lösen gilt. Frage der Perspektive. Eigentlich wissen wir gar nicht, warum wir im und am Leben sind. Wo stellen wir uns im Verhältnis zum Leben auf? Einladung, einfach erstmal nur wahrzunehmen.
- Dockt daran an, dass wir ständig Standardlösungen für alles haben wollen. Dabei muss man erstmal in die Wirklichkeit eintauchen und dann schauen, was kommt. In den Strom.
- Zitat entwickelt sich über die Worte und Sätze immer weiter: Das Leben ist kein Problem - es geht dann nur um Erfahrung - nicht unterbrechen, sondern mit dem Strom gehen. Man muss nicht immer alles bewirken wollen. Stattdessen loslassen und die Welle surfen.
- In der Erleichterung und Entspannung steckt aber auch Energie zur Entwicklung. Wir haben aber verlernt, in den Strom einzutreten.
- Es gibt einen Strom, der da ist, von dort kommt die Bewegung.
- Auch mal aus dem ewigen Widerstand raus und seine Ziele aus dem Flow heraus in Sicht nehmen - Bild der strömungsstarken Elbe, in der man beim schwimmen kaum gegen die Strömung ankommt, stattdessen sich treiben lassen und schauen, wo man an das sichere Ufer gelangen kann.
- Alternative zur ständigen Performance und Optimierung und aus dieser Wahrnehmung rauszugehen. Stattdessen das Leben als so akzeptieren, wie es ist. Und von dort mitschwingen und seinen Bereich ausbauen.
- Fluss des Lebens hat Energie, die es bestenfalls zu nutzen gilt. Spiel mit dieser Energie.
- Hirnforscher Iain McGilchrist: Linke Gehirnhälfte kann nur kleinere Zwischenprojekte lösen, aus dem, was schon da ist. Die rechte ist dazu da, das Leben zu erfahren und das große Ganze zu erspüren. Zitat ist Einladung, die mechanische Problemlösungsperspektive zu verlassen.
- Erst einsteigen in die Erfahrungswahrnehmung und dann gucken, was braucht man, um darin zu navigieren - sonst schauen wir auf das Leben von außen wie in einer Schneekugel.
- Genauso wie es gerade ist, ist es gerade richtig.
- Menschen, die besonders gut mit dem Leben zurechtkommen, surfen den Strom, schauen, was er bringt und greifen zu.
- Bild der Reise - geschehen lassen und von dort aus weiterentwickeln
- Lebe ich gerade oder schaue ich von außen drauf und versuche, zu planen und zu verändern?
- Zitat gut nutzbar, wenn man zu viel gleichzeitig bewirken will, aber wenig erreicht. Übergehen in ein Loslassen, Kräfte sammeln und schauen, was kommt.
- Welche Bereiche im Leben sind im Fluss, welche sind außerhalb? Wo kann ich etwas überhaupt selbst bewirken, wo nicht?
- Haushalten mit der eigenen Energie, die bestenfalls auf die stimmigen Bereiche gehen sollte. Die nicht stimmigen loslassen.
- Zitat ist groß und bedeutsam, dafür muss man erstmal Worte finden.
"Dune" bei wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Dune_(2021)
Iain McGilchrist bei wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Iain_McGilchrist
Transkript anzeigen
00:00:00: * Musik *
00:00:03: Change Poetry.
00:00:08: Herzlich willkommen. Wir sind Susanne Backer und Arne Bremer.
00:00:12: Wir erkunden hier Fundstücke aus Gedichten, Filmen und Musik.
00:00:16: Wenn Worte uns in Bewegung bringen,
00:00:18: kann das der erste Impuls für Veränderung sein.
00:00:22: Hey, Arne, ich freu mich, du bringst mir heute was mit.
00:00:29: Ich freu mich auch. Das, was ich heute mitbringe,
00:00:32: das stammt aus einem Film. Hatten wir gar nicht, oder?
00:00:35: Nee, super.
00:00:37: Und zwar aus dem Film "Dune" von 2021, von Regisseur Dennis Villeneuve.
00:00:44: Wow, ich sag's dir, ich hab den Film mit 15 Jahren gesehen,
00:00:49: aber die Neuauflage nicht.
00:00:51: Genau, ich kenne auch die erste Version, auch sehr bekannt.
00:00:56: Das ist ja ein absoluter science-fiction-Klassiker.
00:00:58: Und er wurde vor zwei Jahren neu verfilmt.
00:01:03: Und das hab ich jetzt endlich nachgeholt.
00:01:07: Denn im Kino hab ich ihn leider verpasst.
00:01:09: Es ist ein Film, den man im Kino sehen muss.
00:01:11: Unglaubliche Bilder, die dazu sehen sind.
00:01:13: Also, ich sitz zu Hause ...
00:01:16: Ich geh davon aus, dass du kein Fernseher,
00:01:19: sondern einen Flatscreen hast, einen großen.
00:01:22: Ich find's ...
00:01:24: Der ist ein bisschen flett, aber ich glaub, ist noch ein Fernseher.
00:01:27: Ich hab jetzt nicht so ...
00:01:29: Ich hab jetzt nicht so die halbe Wand voll.
00:01:32: Geil, Home-Kino. - Nee.
00:01:34: Recht banaler Fernseher, find ich noch.
00:01:36: Okay, she's lost. - Genau.
00:01:38: Und vor dem sitz ich also, schauen wir den Film an.
00:01:42: Und mitten drin, vielleicht nicht ganz in der Mitte,
00:01:45: sondern ich schätze mal ungefähr im Übergang
00:01:48: zwischen dem zweiten und dritten Akt.
00:01:51: Da kommt plötzlich etwas aus dem Off.
00:01:56: Da sagt jemand das Zitat, dass ich heute mitbringen möchte.
00:02:01: Die Worte, die gesprochen wurden, lauten wie folgt.
00:02:05: "Das Rätsel des Lebens ist kein Problem, dass es zu lösen gilt,
00:02:11: sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.
00:02:15: Ein Vorgang, der nicht zu verstehen ist,
00:02:19: wenn man ihn unterbricht.
00:02:21: Wir müssen uns mit dem Strom des Vorgangs bewegen.
00:02:24: Wir müssen in ihn eintreten.
00:02:26: Wir müssen ihm folgen.
00:02:28: Das Rätsel des Lebens ist kein Problem, dass es zu lösen gilt,
00:02:37: sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt."
00:02:40: Das an sich ist schon so wunderschön.
00:02:43: Genau, ich schau diesen Film und bin begeistert von allem.
00:02:49: Aber da hat's plötzlich klack gemacht.
00:02:52: Ich hab mich da gesagt, das hat mich seitdem nicht losgelassen.
00:02:56: Das musste ich unbedingt mit dir teilen.
00:02:59: Wir machen jetzt gerade die Aufnahme so am Ende des Jahres 2023.
00:03:07: Und in diese Zeit passt das für mich total,
00:03:09: weil es für mich ...
00:03:12: eine Entspannung bedeutet.
00:03:17: * Lachen *
00:03:19: Ich finde auch den Begriff "Das Rätsel des Lebens".
00:03:27: Also, das ist Gesetz. Es gibt ein Rätsel.
00:03:30: Also, der oder diejenige, die diesen Satz, diese Sätze gesagt hat,
00:03:37: geht davon aus, es gibt ein Rätsel des Lebens.
00:03:43: Sagt aber, dass die Perspektive drauf, die wir haben,
00:03:46: vielleicht schwierig und nicht ganz passend ist.
00:03:49: Es ist kein Problem. Es ist ein Rätsel.
00:03:52: Es ist kein Problem, was wir lösen sollen,
00:03:55: sondern es geht darum, einzusteigen und es zu erfahren.
00:03:59: Die Wirklichkeit zu erfahren, das bin ich wunderschön.
00:04:03: Und ich finde, dass es auch ...
00:04:06: an sich gerade schon mal für mich ...
00:04:12: berührend zu hören, ja, wir alle stehen davor.
00:04:15: Es ist ein Rätsel. Wir fragen uns, wie so leben wir eigentlich?
00:04:18: Was machen wir eigentlich? Was sollen wir hier?
00:04:21: Wir haben so ein ...
00:04:23: begrenztes, einerseits sehr großes Bewusstsein
00:04:26: im Verhältnis zu dem Rest hier.
00:04:29: Ein ziemlich großes Bewusstsein und gleichzeitig so unglaublich limitiert,
00:04:34: dass wir eigentlich doch wiederum gar keine Ahnung haben.
00:04:37: Und ...
00:04:39: ... dieses Verharren, bei dem da gibt es das Rätsel.
00:04:42: Und was ist eigentlich ...
00:04:44: ... unsere Sicht auf das Rätsel?
00:04:48: Wo stellen wir uns eigentlich im Verhältnis zu dem Rätsel auf
00:04:51: und was machen wir?
00:04:52: Und da finde ich gerade ...
00:04:54: ... diese Einladung, das einfach als ...
00:04:56: ... eine Wirklichkeit wahrzunehmen
00:04:58: und überhaupt erst mal einzusteigen und es zu erfahren.
00:05:01: Finde ich wunderschön.
00:05:05: Genau, so geht es mir auch, ja.
00:05:07: Ein Vorgang, der nicht zu verstehen ist, wenn man ihn unterbricht.
00:05:12: Das ist allerdings wiederum Rätselhaft, finde ich.
00:05:16: Ja.
00:05:17: Ähm, ich ...
00:05:21: Ich bin mir unsicher, ob es ...
00:05:23: ... Rätselhaft ist oder einfach auch ...
00:05:26: Also, ich finde das wahnsinnig spannend, weil ...
00:05:30: ... es ist ein ...
00:05:32: ... ich finde das wahnsinnig spannend, weil ...
00:05:35: ... wir hatten vorher ein Gespräch heute über das Thema ...
00:05:40: ... wie geht man zum Beispiel mit ...
00:05:42: ... Sichtbarkeit um, wie ...
00:05:45: ... zeigt man sich draußen in der Welt mit dem, was man tut und ...
00:05:49: ... ich merke gerade, wie das total ...
00:05:53: ... da andockt, dass ich ...
00:05:55: ... mich selber immer dazu zwingen möchte, bestimmte Dinge zu tun.
00:05:59: Also du musst jetzt deine Website fertig machen,
00:06:02: jetzt bestimmte Dinge in Bezug auf Sichtbarkeit ...
00:06:05: ... standardmäßig ...
00:06:08: ... nach draußen tragen und ich merke, wie das genau das Thema ist,
00:06:14: dass ich damit eigentlich einen natürlichen Prozess unterbreche,
00:06:18: weil eigentlich geht es darum, ...
00:06:20: ... überhaupt erstmal in die Wirklichkeit einzusteigen und sie ...
00:06:23: ... zu erfahren, um dann zu gucken, was kommt.
00:06:32: Und ich kann mir vorstellen, wenn ich das auf meine ganz persönliche ...
00:06:35: ... Erfahrung übertrage, dass das ...
00:06:37: ... die große Herausforderung ist, in den Strom einzutreten,
00:06:41: mit ihm zu gehen und die Dinge von dort her ...
00:06:43: ... entstehen zu lassen im Vergleich zu ...
00:06:46: ... ich nehme eine ...
00:06:50: ... Standardlösung für Probleme und gehe sie so an, wie es sich aber ...
00:06:55: ... eigentlich gar nicht ganz natürlich anfühlt.
00:06:58: Das ist so das, was bei mir gerade kommt, das finde ich voll spannend.
00:07:01: Also für mich persönlich gerade ...
00:07:03: ... genau im richtigen Moment gekommen, dieses Zitat.
00:07:07: Es geht so viele Bilder auf meine Güte.
00:07:09: Genau, ich finde ...
00:07:15: ... dieses Zitat entwickelt sich auch ...
00:07:17: ... über die Worte, über die Sätze immer weiter.
00:07:20: Man wird weiter dadurch getragen ...
00:07:22: ... und es beginnt eben mit ...
00:07:25: ... Leute hört mal auf, ihren Rätsel knacken zu wollen.
00:07:28: Und Leben ist kein Rätsel ...
00:07:30: ... kein Problem vor allem, es ist kein Problem, dass es zu lösen gilt.
00:07:34: Nächster Schritt, es ist eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt.
00:07:37: Es geht nur um Erfahrung.
00:07:39: Begibt euch in die Erfahrung.
00:07:42: So, nächster Schritt ...
00:07:44: ... nicht unterbrechen, sondern ...
00:07:46: ... mit dem Strom des Vorgangs bewegen.
00:07:49: Wir müssen in ihn eintreten, wir müssen ihm folgen.
00:07:51: Und das ist eben für mich so ...
00:07:55: ... was Sie am Anfang sagte, dieser ...
00:07:57: ... Moment der Erleichterung.
00:07:59: Okay, ich brauche keine Probleme lösen.
00:08:01: Ich brauche auch nicht ...
00:08:03: ... Tausend Sachen mir überlegen und Pläne machen ...
00:08:06: ... und alles bewirken wollen.
00:08:08: Und ich habe es in der Hand und hoffe, es passiert so.
00:08:10: Sondern es ist für mich in diesem Zitat, dieser Moment ...
00:08:14: ... las los.
00:08:17: Die Dinge fließen.
00:08:19: Begibt dich in den Fluss rein.
00:08:21: Und ...
00:08:24: ... aus einer ...
00:08:26: ... ich will alles machen hinzu.
00:08:28: Let it go.
00:08:31: Die Welt dreht sich.
00:08:34: Serve die Welle.
00:08:36: Ich finde, dahinter steckt so eine ganz tolle Haltung.
00:08:40: Ja, und ich finde ...
00:08:43: ... also Erleichterung.
00:08:45: Wenn ich den Satz höre, dann merke ich, es kommt auch bei mir ...
00:08:48: ... Erleichterung und gleichzeitig ...
00:08:50: ... mit der Entspannung ...
00:08:53: ... auch eine innere Kraft, die ...
00:08:55: ... die dann doch wohin will.
00:08:57: Also es ist nicht rein, es entspannen und ...
00:08:59: ... sich ...
00:09:03: ... irgendwo hin tragen lassen, sondern dabei erwächst auch gleich wieder eine Energie ...
00:09:07: ... die urmenschliche Idee und die ...
00:09:11: ... die urmenschliche Kraft oder die, die alles Leben trägt ist dieses "Ich möchte ja ...
00:09:16: ... mich entwickeln und wachsen und irgendwo hinkommen."
00:09:20: Aber wir haben verlernt in dieses ...
00:09:25: ... ja, in diesen Strom einzutreten.
00:09:27: Das ist so wunderschön beschrieben.
00:09:29: Wir müssen uns mit dem Strom des Vorgangs ...
00:09:36: ... bewegen.
00:09:38: Es gibt einen Strom, der da ist.
00:09:40: In dem kann ich mich einfach voll rein ...
00:09:44: ... versetzen, reinfallen lassen und von dort heraus kommt dann die Bewegung.
00:09:49: Und ich kann auch mal aus dem Widerstand raus.
00:09:55: Widerstand, das verbinde ich jetzt in diesem Moment, wenn ich das sage, damit ...
00:09:59: ... ich bin mit allem eigentlich nicht einverstanden.
00:10:01: Ich bin mit allem unzufrieden.
00:10:03: Warum laufen die Dinge so?
00:10:04: Ja, der Strom läuft so.
00:10:06: Wenn man mal raus aus einem ewigen Widerstand, der unglaublich viel Kraft kostet, rausgekommen ist, ...
00:10:12: ... dann kann man genau anfangen ...
00:10:14: ... für sich zu schauen ...
00:10:17: ... wo will ich denn hinschwimmen, wo sind denn meine ...
00:10:20: ... meine Dinge, die ich noch erreichen will ...
00:10:24: ... und das Ganze aber so ein bisschen aus dem Floh heraus zu machen ...
00:10:28: ... und nicht aus dem Widerstand.
00:10:30: Ich finde diesen riesen Unterschied.
00:10:32: Und ich habe auch gerade dieses Bild vor mir.
00:10:36: Wir sind an der Elbe in Hamburg.
00:10:38: Es ist ein Fluss mit einer sehr starken Strömung.
00:10:42: Und es wird immer gesagt, wenn man dort einmal beim Schwimmen gehen ...
00:10:47: ... Schwierigkeiten hat, zurück ans Ufer zu finden, ...
00:10:51: ... weil eine starke Strömung ein erfasst hat, ...
00:10:55: ... heißt es immer von Leuten, die sie auskennen, ...
00:10:58: ... auf keinen Fall versuchen gegen diese Strömung anzuarbeiten.
00:11:01: Du wirst da nicht erreichen und du wirst in eine Erschöpfung kommen.
00:11:05: Sondern lasst dich mit dem Strom treiben.
00:11:09: und schau, wie du an ein sicheres Ufer gelangen kannst.
00:11:13: Ja, und also wenn ich mir das Zitat hier gerade nochmal durchlese, dann merke ich,
00:11:21: dass für mich der Kernsatz, also was mich am meisten berührt, ist der Anfang, das Rätsel
00:11:26: des Lebens ist kein Problem, dass es zu lösen gilt, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren
00:11:32: gilt. Da merke ich genau, wow. Allein die Perspektive, dass wir ständig denken, wir müssen etwas
00:11:41: regeln, was lösen, was verbessern, optimieren, Performance, wir müssen irgendwie immer vom
00:11:48: Istzustand weg zu einem besseren Zustand. Wir müssen immer irgendwas korrigieren.
00:11:53: Es gibt ja auch diese Vorstellung, ich spüre mich nur, wenn ich manipuliere, wenn ich etwas
00:12:00: verändere, wenn ich in so einem Optimierungsmodus bin. Und da liegt für mich eigentlich so,
00:12:10: dass die Perle dieses Zitats überhaupt aus dieser Wahrnehmung rauszugehen und zu sagen,
00:12:18: das ganze Leben ist ja nicht gemeint als Rätsel, was wir lösen müssen. Es ist dafür gemeint,
00:12:22: es überhaupt anzunehmen, einzusteigen, es zu vollkommen zu akzeptieren. So ist es,
00:12:29: genau wie es jetzt gerade ist. So ist es erstmal da als Realität, als meine Realität. Und
00:12:38: ich gehe erst mal mit dem. Und erst wenn ich merke, okay, ich bin jetzt genau in diesem
00:12:43: Groove von diesem Leben, wie es sich mir gerade darstellt, dann kann ich anfangen, irgendwann
00:12:48: so mit dem mitzuschwingen und dann zu gucken, wo es da eigentlich nochmal so meinen Bereich,
00:12:53: den ich mir speziell ausbauen will. Das finde ich gerade am schönsten.
00:13:00: Mega beschrieben ist für mich auch genau der Punkt. Und eben hast du gerade gesagt,
00:13:11: dass, wie hoffe ich das Gefühl haben, jeden einzelnen Schritt, den ich gehe, den habe,
00:13:16: ich geplant, den habe, ich bewirkt. Und ich muss die ganze Zeit auch daran arbeiten. Ich
00:13:20: muss da viel Energie reinsetzen, diesen Weg komplett selbst zu gestalten. Und alles ist
00:13:26: in meiner Hand. Und was sogar deformuliert ist und was das Zitat ausdrückt, ist ja noch
00:13:34: etwas anderes, das da eben mit was fließt, indem wir uns alle befinden, Fluss des Lebens.
00:13:40: Und dass da eine Energie ist, die es bestenfalls zu nutzen gilt und die auch da ist egal, ob
00:13:48: man möchte oder nicht. Und mit der heißt es dann wahrscheinlich zu spielen.
00:13:53: Es gibt eine sehr interessante Sichtweise, finde ich, von dem Gehirnforscher Ian McGillchrist,
00:13:59: der sagt, die linke Gehirnhälfte ist Projektleiter und kann kleine Probleme lösen oder Aufgaben
00:14:12: lösen und kann aus dem, was schon im Speicher des Gehirns vorhanden ist, Lösungswege ableiten
00:14:19: für eine Momentaufnahme eines Problems. Und die rechte Gehirnhälfte ist dafür da, das
00:14:26: Leben zu erfahren, das zu fühlen, in die Wahrnehmung, also wirklich einzusteigen in die Realität,
00:14:32: wo das wirklich die linke Gehirnhälfte nur so Snapshots sieht vom Leben und immer nur
00:14:40: kleine Ausschnitte hat und Probleme lösen möchte. Und ich finde, das ist wie eine Einladung,
00:14:47: mehr in die Erfahrung zu treten, mehr das Leben wirklich zu spüren und zu leben und
00:14:56: wegzukommen von der mechanischen Problemlösungswarte. Und da überhaupt erstmal einzutreten,
00:15:08: in die Wahrnehmung, dass das Lebens, was gerade stattfindet und von dort dann vielleicht
00:15:15: zu gucken, wo kann mir jetzt auch so eine Problemlösungsperspektive helfen, ist ein
00:15:22: Riesenschritt, glaube ich, für uns. Wir sind es nicht gewohnt und ich glaube, ich merke
00:15:29: so, wie ich gerade voll für mich mitnehme. Ich möchte genau aus der Perspektive des
00:15:36: Lebens heraus gucken, wo ich eigentlich was weiterentwickeln möchte und wo nicht. Also
00:15:42: erst einsteigen in diese, in die Erfahrungswahrnehmung und dann gucken, was brauche ich, um hier
00:15:47: zu navigieren. Das ist total cool. Weil sonst haben wir, sonst gucken wir auf unser Leben,
00:15:53: als wäre es ein so einer Schneekugel und schauen wir so, okay, was müssen wir jetzt machen,
00:16:00: was sind die Probleme? Wir gucken immer von außen drauf und wollen es irgendwie verändern,
00:16:03: oder wie so eine Miniatur-Eisenbahn, die man umbaut und so weiter. Und wirklich drin
00:16:12: zu sein in dem Leben und zu erfahren, nein, es ist genauso wie es ist, ist es gerade und
00:16:16: ist es auch richtig, weil es hier hingekommen ist auf diese Art und Weise. Und jetzt gucken,
00:16:21: wie gucke ich von drin heraus, was sind meine nächsten Schritte? Das finde ich gerade wunderschön.
00:16:25: Ich muss gerade daran denken, dass häufig Menschen, von denen man den Eindruck hat,
00:16:35: dass sie besonders gut mit dem Leben zurechtkommen, die surfen diesen Strom und ergreifen Gelegenheiten,
00:16:42: schauen, was der Strom bringt, da kommt dann was vorbeigefahren und dann greifen sie zu.
00:16:48: Ja, ich glaube, da hilft auch das Bild vielleicht von einer Reise. Wenn ich mir vorstelle, ich
00:16:57: gehe auf Reisen ohne, dass ich genau geplant habe, was stattfinden soll und ich begebe mich auf die
00:17:03: Reise und merke, ah, hier ist es schön, hier möchte ich bleiben oder ich verweite diese Perspektive,
00:17:09: dass ich die Dinge geschehen lasse und reiten Spüren von dort heraus weiterentwickeln. Das ist
00:17:15: sicherlich ein Teil auch von dieser Haltung, die du gerade meintest, die wir als Perspektive auch
00:17:24: sehr gut nutzen können, um immer wieder zwischendurch zu merken, wo bin ich jetzt gerade drin im Leben?
00:17:28: Also lebe ich gerade oder gucke ich die ganze Zeit von außen drauf und versuche es zu verändern.
00:17:34: Veräßt das auch eine tägliche Übung, die man machen kann, einmal zu gucken, wo spüre ich
00:17:42: denn die Sachen, die ich mache, wo bin ich denn Teil von meinem Leben gerade und erfahre es wirklich
00:17:48: und wo bin ich eigentlich nur dabei, es zu planen, was ich irgendwann mal machen möchte, was im
00:17:53: Moment aber noch lange nicht da ist? Ja, dafür finde ich es auch sehr gut nutzbar, dass man dieses
00:18:01: Zitat und das Thema dahinter vielleicht für sich reinholt, wenn vieles zu viel wird, wenn man zu
00:18:09: viel gleichzeitig bewirken will, wenn man das Gefühl hat, es muss endlich mal dies klappen und
00:18:15: das klappen und das hat man sich vorgenommen und die Anstrengung ist groß und die Erfolge
00:18:20: gering. Dann kann man sich einmal sagen, dass es hier kein Problem gibt, dass es zu lösen gibt in
00:18:27: diesem Leben, sondern eine Wirklichkeit, die es zur Fahne gilt und einen Strom, mit dem man schwimmt
00:18:33: und dann mal rüber gehen in ein bisschen loslassen, Kräfte sammeln und schauen was kommt. Hey, Arne,
00:18:44: ich habe einen Vorschlag, es ist doch jetzt schon fast Jahresende. Das ist doch genau das, was man
00:18:51: machen kann zum Jahreswechsel. Einmal schauen, wo fühle ich mein Leben, wo lebe ich, was sind die
00:18:59: Teile, die Bereiche in meinem Leben, die ich als wirklich stimmige Erfahrung wahrnehme und welche
00:19:05: Bereiche sind eigentlich wie so trockene Äste, wo die ich eigentlich nur mitschleppe, aber die gar nicht
00:19:13: mehr stimmig sind. Und wo kann ich eigentlich auch wirklich gerade Wirksamkeit, Selbstwirksamkeit
00:19:19: entwickeln? Wo kann ich denn etwas beeinflussen und wo auch einfach gerade nicht? Im Sinne von
00:19:24: meinem eigenen Lebensstrom. Also das finde ich jetzt gerade richtig spannend, weil ich mir, weil
00:19:33: ich merke, dass es gerade ein guter Punkt, um da nochmal so einen Check für mich zu machen und
00:19:40: vielleicht ist es auch ein regelmäßiges Schauen genau auf diesem Bereich super wichtig. Raus aus der
00:19:50: Verkampfung und außerdem Haushalten mit der eigenen Energie. Weil die Dinge, die Stimmig sind, die
00:19:59: brauchen halt auch am besten Fall die größte Aufmerksamkeit von uns, damit sie weiter wachsen
00:20:07: können oder in die Welt können. Und dafür müssen wir manchmal Dinge zurücklassen und loslassen,
00:20:13: die nicht Teil von dem Strom sind, der für uns stimmig ist. Super. Ja, mich hatte das beim
00:20:22: Schauen des Films ja sofort in Bewegung gebracht. Das Zitat insofern bin ich froh, dass ich jetzt
00:20:28: mit dir das nochmal ein bisschen vertiefen konnte. Weißt du, was ich interessant fand? Ich habe gerade
00:20:34: das Gefühl gehabt, es ist ein so großes Zitat. Also es hatte so eine Bedeutsamkeit, dass ich
00:20:39: eine Zeit lang gar nicht wusste, wo kann ich mich denn dazu positionieren, wo ist dann überhaupt
00:20:45: meine Sicht da drauf? Und da habe ich immer gemerkt, nee, warte, da tut sich doch ein Bild jetzt gerade
00:20:49: auf, was ich nochmal reinziehen kann, auch in mein eigenes Leben oder was ich mitnehmen kann,
00:20:57: auch als Praxis der Perspektivwechsel, die mir helfen können, besser auf meinen eigenen Weg
00:21:06: zu gucken. Super, tausend Dank, du. Mir ist es während unseres Gesprächs ganz ähnlich gegangen. Ich bin
00:21:12: nämlich rein mit dem Zitat in einer Einfachheit. Es war in der Wirkung, als ich es hörte, diese Worte,
00:21:19: als ich diese Worte hörte, war es so einfach. Es war Erleichterung. Ich spürte Erleichterung,
00:21:22: that's it. In unserem Gespräch merkte ich, wow, das ist schon groß. Es passt aber auch zu diesem
00:21:30: Film, wo die ganze Zeit Menschen irgendwie sehr große Dinge vor sehr großen Kulissen erleben. Und
00:21:39: da musste ich auch erstmal Worte für finden. Ich glaube, wir haben jetzt ein paar Worte gefunden.
00:21:46: Darüber bin ich sehr glücklich. Dankeschön für diese kleine Reise auf diesem Strom. Super. Vielen
00:21:53: Dank fürs zu hören. ChangePoetry für heute. Wir sind erreichbar unter post@change-poetry.de und
00:22:00: freuen uns über alles an Feedback, Zitate. Ja, schreibt uns. Wir freuen uns. Bis dann. Bis dann.
00:22:07: Gute Zeit. Tschau. Tschüss.
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